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Begriffe der Unfallrekonstruktion
Einleitung:
Unfallrekonstruktionen sind den Kfz-Sachverständigen vorbehalten. Leichte Berechnungen und Rekonstruktionen können auch von der Polizei durchgeführt werden, um z. B. an der Unfallstelle ggf. Geschwindigkeitsüberschreitungen festzustellen, die die Beauftragung eines Kfz-Sachverständigengutachtens zur Folge haben könnten.
Wichtige Begriffe der Unfallrekonstruktion
Zunächst möchte ich einige Begriffe der Unfallrekonstruktion erläutern und erklären.
Geschwindigkeit:
Zunächst bewegt sich das Fahrzeug mit einer bestimmten Geschwindigkeit vorwärts. Die Geschwindigkeit wird in km/h angegeben. Sachverständige rechnen Geschwindigkeiten auch in m/s. In Formeln wird für die Geschwindigkeit das "v" benutzt; für den Weg das "s" und für die Zeit "t". V = s/t
Reaktionszeit:
Der Pkw-Führer registriert während der Fahrt eine Gefahr. Die von den Sinnesorganen registrierte Gefahr wird vom Gehirn dementsprechend umgesetzt und es kommt hoffentlich zu einer entsprechenden Reaktion. Die Dauer der Reaktion hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Eine Verlängerung der Reaktionszeit kann insbesondere bei höherem Alter oder bei ungünstiger körperlicher bzw. seelischer Verfassung des Fahrers eintreten. Eine Verlängerung der Reaktionszeit kommt ferner bei Alkohol- und Rauschmittelbeeinflußung oder Ermüdung in Betracht.
Die Reaktionsdauer (tR) ist die Zeit, die der Fahrer benötigt, um die Gefahr zu erkennen, den Bremsbefehl zu geben und mit dem Fuß umzusetzen. Durchschnittlich werden 0,8 Sekunden Reaktionszeit für angemessen gehalten; bei erhöhter Bremsbereitschaft (z. B. vor Kindergärten) sind es 0,5 Sekunden.
Umsetzzeit:
Innerhalb dieser Reaktionsdauer fällt noch die Umsetzzeit.
Unter Umsetzzeit ( = Fußumsetzdauer oder muskuläre Reaktionsdauer) wird die Zeit verstanden, die der Fahrer für die Umsetzung des Fusses vom Gaspedal auf das Bremspedal benötigt. Während dieser Umsetzzeit fährt das Fahrzeug mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
Ansprechzeit:
Nach der genannten Reaktion wurde das Bremspedal mit dem Fuss betätigt, um das Fahrzeug abzubremsen . Technisch bedingt benötigen jedoch Bremsen vom Berühren des Bremspedals bis zum Ansprechen (Wirkung) der Bremsen eine bestimmte Zeit. Diese Zeit wird Ansprechzeit genannt und endet mit dem Anlegen der Bremsbeläge an die Bremsscheibe bzw. Bremstrommel.
Schwellzeit:
Innerhalb der o. a. Ansprechzeit fällt die Schwellzeit. Unter Schwellzeit des gesamten Bremssystems wird die Zeit verstanden, die vom Beginn des Druckanstiegs (Hydraulisches System) bis zum erreichen des Vollbremsdruckes vergeht. Sie beträgt bei
Die Schwellzeit wird bestimmt durch die Ausführung der Bremsanlage sowie durch die Fußkraft und Fußgeschwindigkeit des Fahrers.
Bei einer Notbremsung aus einer Geschwindigkeit von über 100 km/h oder bei kritischen Witterungs- bzw. Fahrbahnbedingungen (Nässe, Eis, Schnee,...) ist die Annahme einer doppelt so langen Schwellzeit realistisch.
Vorbremszeit:
Wenn man die Reaktionszeit und die Ansprechzeit addiert ergibt dieses die Vorbremszeit.
Schrecksekunde:
Die oben genanten Zeiten haben nichts mit dem Begriff "Schrecksekunde" zu tun. Insbesondere die Reaktionszeit wird fälschlicher Weise als Schrecksekunde bezeichnet. Die Schrecksekunde ist im Gegenteil eine Ausnahmezeit und verlängert die normale Reaktionszeit. Sie kommt nur in Ausnahmefällen zum Tragen. Die Schrecksekunde liegt zeitlich zwischen dem Ende der Gefahrenerkennung und dem Anfang der Reaktionszeit. In dieser Zeitspanne ist der Fahrzeuglenker zu keiner zweckgerichteten Reaktion fähig; es liegt eine kurzfristige Reaktionsblockade vor. Die Länge der "Schrecksekunde" ist personen- und situationsabhängig und kann auch kürzer oder länger als eine Sekunde andauern.
Ob und gegebenenfalls in welcher Länge einem Fahrzeuglenker in einer bestimmten Verkehrssituation (z. B. Fußgänger bei Dunkelheit auf der Autobahn) eine "Schrecksekunde" oder besser ausgedrückt Schreckzeit zuzubilligen ist, ist ausschließlich eine Entscheidung des Gerichts.
Bremszeit (tB) und Bremsweg:
Der Angenommene Pkw-Fahrer hat nun nach der Reaktionszeit und der Ansprechzeit die Notbremsung eingeleitet. Die Bremsen greifen und verzögern (a´) die Raderumdrehungen. Es beginnt die Bremszeit, die mit totalem Stillstand des Fahrzeuges endet. Die in dieser Zeit zurückgelegte Strecke ist der Bremsweg.
Bremsausgangsgeschwindigkeit:
Die Verzögerung des Fahrzeuges erfolgt aus einer bestimmten Geschwindigkeit heraus: der Bremsausgangsgeschwindigkeit.
Dies ist die Geschwindigkeit (v) eines Fahrzeuges, die es unmittelbar vor dem Bremsvorgang hatte. Die Bremsausgangsgeschwindigkeit, die für die Geschwindigkeits- und Vermeidbarkeitsberechnungen von sehr großer Bedeutung ist, lässt sich durch eine kompliziert aussehende Formel errechnen, wenn die Bremsstrecke (Bremsweg) und die Bremsverzögerung bekannt sind.
Bremsverzögerung:
Die Bremsverzögerung ist die Geschwindigkeitsverminderung über eine gewisse Zeit, auch negative Beschleunigung genannt. Üblicherweise wird die Verzögerung wie auch die Beschleunigung mit dem Symbol "a" bezeichnet. Die Bremsverzögerung ist der Wert, mit dem ein Fahrzeug abgebremst wird. Die Verzögerung ist u. a. von der Fahrzeugart, der Bremsanlage, vom Fahrbahnbelag/-zustand bzw. von der Steigung / dem Gefälle abhängig. Die Bremsverzögerung wird in m/s² angegeben. Die üblichen, mittleren Bremsverzögerungen sind in der Tabelle zusammengefasst.Bremsverzögerungswerte:
Trockene Asphaltfahrbahn / Schwarzdecke |
7,5 - 8,0 m/s² |
Nasse Asphaltfahrbahn / Schwarzdecke |
6,0 m/s² |
Trockene Betonfahrbahn |
7,5 m/s² |
Nasse Betonfahrbahn (neue Bauart) |
7,0 m/s² |
Nasse Betonfahrbahn (alte Bauart) |
5,0 m/s² |
Trockenes Pflaster (Verbundsteine) |
7,0 m/s² |
Nasses Pflaster (Verbundsteine) |
5,5 m/s² |
Trockenes Kopfsteinpflaster |
6,0 m/s² |
Nasses Kopfsteinpflaster |
5,0 m/s² |
Trockener Sand / Kies: |
5,5 m/s² |
Nasser Sand / Kies |
4,5 m/s² |
Schneebedeckte Fahrbahn |
2,0 - 3,0 m/s² |
Eis (abhängig von der Eistemperatur) |
0,5 - 2,0 m/s² |
Bremsverzögerungen bei Straßenbahnen / Stadtbahnen) |
2,5 - 3,0 m/s² |
Lkw, unbeladen, trockene Fahrbahn |
5,0 m/s² |
Motorrad (nur Hinterrad wird abgebremst) |
4,0 m/s² |
Motorrad (nur Vorderrad wird abgebremst) |
6,5 m/s² |
Motorrad (optimaler Bremseinsatz) |
10 m/s² |
Die aufgeführten Werte sind nur Anhaltwerte. In der Praxis können sich leicht Abweichungen ergeben.
Kollisionsgeschwindigkeit:
Während der Not-Vollbremszeit kommt es zur Kollision mit dem Unfallgegner. Da sich der Pkw zu diesem Zeitpunkt noch in Bewegung befindet, erfolgt der Zusammenstoß aus einer bestimmten Geschwindigkeit heraus. Dieser Geschwindigkeitswert ist die Kollisionsgeschwindigkeit
kollisionsbedingter Geschwindigkeitsabbau:
Aus der Vernichtung von Bewegungsenergie durch Verformungsarbeit bei einer Kollision ergibt sich ein Geschwindigkeitsabbau. Kollisionsgeschwindigkeiten und kollisionsbedingter Geschwindigkeitsabbau können durch die Polizei nicht berechnet werden. Hierzu sind Sachverständige hinzuzuziehen, die diese Werte berechnen können.
Kollisionsbedingte Geschwindigkeitsabnahmen von Pkw / Lkw bei Kollisionen mit Fußgängern und Fahrradfahrern betragen 1 - 2 km/h und können vernachlässigt werden.
Anhaltezeit und Anhalteweg:
Die Anhaltzeit ergibt sich aus der Summe von Reaktionszeit, Ansprechzeit und Bremszeit; der Anhalteweg aus der Summe von Reaktionsweg und Bremsweg
Vermeidbarkeit:
Die Vermeidbarkeit eines Unfalles ist für einen Unfallbeteiligten dann gegeben, wenn er bei Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit bzw. der örtlich angemessenen Geschwindigkeit oder bei menschlich zuzumutender Reaktion die Kollision hätte verhindern können. Hierbei wird zwischen räumlicher und zeitlicher Vermeidbarkeit unterschieden.
Räumlich ist ein Unfall dann vermeidbar, wenn der Beteiligte unter Einhaltung der o. a. Vorgaben die Kollisionsstelle nicht erreicht hätte, da er bereits vor dieser Stelle zum Stehen gekommen wäre.
Zeitlich ist ein Unfall vermeidbar, wenn der Beteiligte unter Einhaltung der o. a. Vorgaben zeitlich verspätet die Kollisionsstelle erreicht hätte, so dass für den andere Beteiligte die Möglichkeit bestand, den Gefahrenbereich rechtzeitig zu verlassen.
Einfache Berechnungen:
Einfache Berechnungen zur Unfallrekonstruktion sind auch durch die Polizei durchführbar, um überhöhte Geschwindigkeiten oder eine Vermeidbarkeit eines Unfallbeteiligten festzustellen. Diese Berechnungen dienen jedoch in erster Linie nur als Anhalt und als Entscheidungshilfe, ob vorzeitlich ein Sachverständiger hinzugezogen werden soll, der die Unfallrekonstruktion gerichtsverwertbar durchführt.
2008-02-06 MA
Abkürzungen:
ABS AHK AHKA ALA APS ASC ASC+T ASD ASP ATA ATG ATM AU Ausst. Autom. |
Antiblockiersys Anhängerkupplung Anhängerkupplung (abnehmbar) Alarmanlage Antischlupfregelung Antischlupfregelung Differentialsperre beh. Beheizte Außenspiegel Antischlupfregelung Außentemperaturanzeige Austauschgetriebe Austauschmotor Abgasuntersuchung Ausstattung Automatik |
BAB BC Bj. BR |
Beifahrer-Airba Bordcomputer Baujahr Breitreifen |
ccm CD CDI CDR CDW COL CR |
Kubikzentimeter CD Player Diesel (Common Rail) CD und Radio CD-Wechsler Colorverglasung Cassetten-Radio |
Diff.Sp. DSP DTI DWA |
Differentialspe HiFi (Digital Sound Processor) Diesel (Direkteinspritzer Turbo) Diebstahlwarnanlage (Alarmanlage) |
e.FH e.GSD e.GSHD e.SSD e.SSHD eASP EDS erh. eSitz ESP ESV EVS EZ |
Elektrische Fensterheber |
Falt-SD FB FIS FP FS FZV |
Falt-Schiebedac Fernbedienung Bordcomputer (Fahrerinformationssystem) Festpreis Führerschein Ferngesteuerte Zentralverriegelung |
GaWa gepfl. GHD GKAT GPS GRA GSD GSHD |
Garagenwagen gepflegt Glashebedach Geregelter Katalysator Navigationssyst Geschwindigkeitsregelungsanlage (Tempomat) Glasschiebedach Glasschiebehebedach |
HU hvst. |
Hauptuntersuchu höhenverstellbar |
IR-FB IR-ZV |
Infrarot-Fernbe Infrarot-Zentralverriegelung |
JW | Jahreswagen |
Kat. Klima kompl. kW |
Katalysator Klimaanlage komplett Kilowatt (hat PS abgelöst) |
LLR LM-Felgen |
Lederlenkrad Leichtmetallfel |
MAL met. |
Mittelarmlehne metallic |
Nav. neuw. Niv.R. NP NR NS NSL NSW |
Navigationssyst neuwertig Niveauregulierung Neupreis Nichtraucherfahrzeug Nebelscheinwerfer/schlußleuchte Nebelschlußleuchte Nebelscheinwerfer |
PS |
Pferdestärken (veraltet) |
R/C R/CD Radio/NAV RC RCD R-CD RDS rest. |
Cassetten-Radio Radio mit CD-Player Radio mit Navigationssystem Cassetten-Radio Radio mit CD-Player Radio mit CD-Player Radio mit RDS restauriert |
SAS SAT-Nav. scheckh. SD SDI Servo SHD SHZ SIW SKD SoD SR SS SSD SSHD |
Seitenaufpralls Navigationssystem scheckheft gepflegt Schiebedach Diesel (Direkteinspritzer) Servounterstützung (Lenkung) Schiebehebedach Sitzheizung Stoßfänger in Wagenfarbe Stahlkurbeldach Sonnendach (Schiebedach) Sommerreifen Skisack Stahlschiebedach Stahlschiebehebedach |
TD TDI TDS tkm TV/NAV |
Turbodiesel Diesel (Direkteinsprit Turbodiesel Tausend Kilometer Navigationssystem mit Fernseher |
U.-frei UKAT U-KAT |
Unfallfrei ungeregelter Katalysator ungeregelter Katalysator |
VB VFW VS |
Verhandlungsbas Vorführwagen Verhandlungssache |
WA WDG WD-Glas WFS WiWa WR WSG WS-Glas |
Werks-Angehörig Wärmedämmglas Wärmedämmglas Wegfahrsperre Scheinwerferwaschanlage Winterreifen Wärmeschutzglas Wärmeschutzglas |
Xen. |
Xenon |
Zust. ZV ZV/FB ZVI ZVR Zyl. |
Zustand Zentralverriege Zentralverriegelung mit Fernbedienung Zentralverriegelung - Infrarot Zentralverriegelung Zylinder |
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